Mozarteumorchester Salzburg > News > Mozart Made in Salzburg: zwei neue CDs
Die von Reinhard Goebel dirigierte CD New Mozart bietet eine Weltersteinspielung. Der bayrische Militär- und Kirchenmusikkomponist Franz Gleißner hat anno 1800 eine Version von Mozarts „Gran Partita“ als Sinfonia concertante für Bläser und Streichorchester herausgegeben; das Original ist bekanntlich für zwölf Bläser und Kontrabass geschrieben. Zu dieser geschickten Bearbeitung kommt ein Violinkonzert, jenes in Es-Dur KV 268. Dieses unterhaltsame Stück zählt nicht zu den fünf gesicherten Violinkonzerten Mozarts. Es ist nach heutigem Stand der Wissenschaft nicht von Wolfgang Amadé, sondern von einem seiner Zeitgenossen, der bis jetzt nicht wirklich gefunden wurde. Vielleicht steckt der mit Mozart bekannte Münchner Geiger Johann Friedrich Eck dahinter. Man hört mit Vergnügen zu, auch wegen der patenten Solistin Mirijam Contzen. Der Booklet-Autor Karl Böhmer konzediert dem Stück „hohe Qualität“, findet aber völlig zurecht, dass es weder der ausgefeilten Durchführungstechnik noch der typischen Instrumentierung Mozarts entspricht. Es ist aber immer wieder lohnend, zu hören, welch einfallsreiche Musik auch die vielen weniger bekannten Komponisten in der Zeit der sie alle überragenden Ge-nies Joseph Haydn und W. A. Mozart geschaffen haben.
Er ist Salzburger, genauer gesagt Lungauer, und Mozart ist neben Franz Schubert sein Lieblingskomponist. Die edle Belcanto-Stimme des Rafael Fingerlos ist auch wie geschaffen für die Baritonarien und Lieder des berühmtesten Salzburgers aller Zeiten. Sie hat einen fließend weichen, lyrischen Kern, aber auch die Fähigkeit zu dramatischer Expansion, sie ist technisch blendend und emotional ausdrucksvoll geführt, sie wirkt männlich bestimmt oder auch jungenhaft spontan. Und sie spricht in allen Lagen gleich gut an, bis hin zum kernig-metallischen hohen G, das in der alternativen, für einen in Wien gastierenden Stimmartisten 1789 entstandenen Version der Grafen-Arie „Hai già vinta la causa!“ in der Cabaletta gleich 14-mal verlangt wird. „Schön, virtuos, wild und spektakulär“ ist das, wie Fingerlos, sein eigener, emphatischer Booklet-Autor, über diesen „mozärtlichen“ vokalen Parforceritt richtig schreibt. Er macht das großartig und wirkt dabei völlig unangestrengt. Sei diese Exhibition nun wirklich eine Welt-Ersteinspielung oder doch nicht – es geht die Rede, schon der junge Dietrich Fischer-Dieskau habe diese Fassung in den 60er-Jahren eingespielt – der Raritäten-wert bleibt. Zumal der „Baritenor“ Michael Spyres sich als aktueller Konkurrent mit „nur“ 12 hohen Gs begnügt. Rafael Fingerlos, international trotz aller Corona-Probleme flott unterwegs, schlüpft auch jenseits der Höhenjagd wandlungsfähig und glaubwürdig in die so unterschiedlichen Rollen des Conte und des Figaro, des Don Giovanni und des Leporello, des Guglielmo und des Papageno. Der Arienreigen wird durch einen netten „Zaide“-Ausflug („Nur mutig, mein Herze“) und betörend schön artikulierte Konzertarien wie „Io ti lascio, o cara“ ergänzt, dazu kommen sensibel vorgetragene Lieder mit Maestro Leopold Hager am Klavier. Ein weiteres Atout der Aufnahme ist, dass Hager, der rüstige Stadt-Salzburger unter den großen alten Herren am Pult, mit seinen 86 Lenzen das lustvoll aufspielende Mozarteumorchester Salzburg mit beneidenswert feuriger Leidenschaft und exquisiter, nicht von Klangaskese angekränkelter Mozart-Kenntnis leitet und dank seiner profunden Opernerfahrung perfekt mit dem Sänger, der sein Enkel sein könnte, atmet.