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Nachruf Rudi Klepac

Lieber Rudi!

Ich streue Dir Blumen auf Dein Grab. Sein plötzlicher Tod am Neujahrstag 1994 hat mich, als seinen langjährigen Freund, mit aufrichtiger Trauer erfüllt. Jedoch der Gedanke, daß Rudi Klepac nun nicht mehr existiere, an den kann ich mich wohl nicht gewöhnen. Denn sein Charisma ist so stark, daß es weit über seinen Tod hinausreicht. Er war eine Persönlichkeit von großer Ausstrahlung – und in allen seinen Äußerungen ausgesprochen originell – und das nicht nur auf seinem Instrument! Er wirkte als Solist, Kammermusiker und Lehrer – aber am wohlsten, so glaube ich, fühlte er sich im Orchester. Da haue er Ansprache, da hatte er Publikum und da war er sich auch seiner dominierenden Rolle bewußt. Er spielte stets mit höchster Sensibilität und reagierte auch auf alles, was sich neben ihm abspielte. „Sepp! Hast Du gehört? Es ist unzuglauben – habe ich gesagt: Meine Herren! As-Dur, reines As-Dur! Aber was hör ich – Pfuiteifel!“ So etwas gab es bald danach nicht mehr. – Dank Klepac, dessen Verdienste um die Hebung des Orchesterniveaus bedeutend waren. Wir lernten ihn Mitte der 50er Jahre kennen. Märzendorfer hatte ihn damals zu einem Probespiel eingeladen. Ich erinnere mich noch gut an den eleganten Mann, den wir im alten Marionettentheater wo wir gerade Rundfunk­aufnahmen hatten, auf Herz und Nieren prüfen wollten. Aber schon nach wenigen Takten war für uns der Fall erle­digt. Klepac spielte uns die hohe Fagottstelle aus dem „Sacre du Printemps“ so hinreißend vor, daß wir glaubten, ein neues Instrument zu hören. Klepac lächelte uns an – die Prüfungskommission lächelte zurück! Und Klepac war engagiert. Er blieb fast 25 Jahre lang – eine Mezzie, wie Märzendorfer in solchen Fällen zu sagen pflegte. Mit Klepacs Eintritt ins Orchester vollzog sich ein kleiner Erdrutsch bei den Bläsern die sozusagen einen eigenen Konzertmeister bekamen – einen, der sich für sie verant­wortlich fühlte. Seinen hohen Rang als Instrumentalist ver­dankte er seinem schönen Ton und seinem bezaubernden Belkanto, mit dem er stets sein Publikum in Atem hielt -besonders beim langsamen Satz des Fagottkonzerts von Mozart. „Publikum war verrückt!“ erzählte er dann strahlend im Orchester. Er konnte sich richtig freuen und auch Freude vermitteln. Das war so sympathisch an ihm – die Freude am Spaßmacher und die glückliche Gabe des erlösenden Humors im richtigen Moment, mit dem er oft über die ödesten Proben hinweghalf. Er sprudelte einfach alles aus sich heraus. Oft auch seinen Ärger, wobei er meist die deutsche Sprache derart strapa­zierte, daß wir alle zu lachen anfingen – und schließlich lachte er selbst auch. Er konnte ein richtiger Komiker sein. Beim Spielen war er immer ernst – da gab es keinen Spaß – da trat er auf wie ein Herr – auch dem Dirigenten gegen­über. Wenn ich das alles an mir vorbeiziehen lasse, kann ich nur sagen: Rudi! Für mich bist und bleibst Du eine Legende!

Prof. Joseph Schröcksnadel

 

Der Verein ist Herrn Prof. Schröcksnadel, dem langjähri­gen Konzertmeister des Mozarteumorchesters sehr für seinen sehr persönlichen Nachruf verbunden.

1. Juli 1994
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