Ein glücklicher Wahl-Salzburg mit Trompete

Gottfried Franz Kasparek im Gespräch mit András Gergely Gerhardt

Wir treffen uns im Orchesterhaus, wo sich András Gergely Gerhardt so richtig zuhause fühlt – wie überhaupt in Salzburg: „Ich wurde in ziemlich kurzer Zeit ein richtiger Salzburg-Fan, wegen der Natur, der schönen Umgebung und auch, weil Salzburg eine musikalische Großmacht ist.“ Die Wiege des freundlichen und eloquenten Musikers stand freilich in Budapest. Wie der Familienname sagt, hat er deutsche Wurzeln, aber er selbst hat Deutsch erst so richtig im Studium gelernt und beherrscht es mittlerweile nahezu perfekt und fast akzentfrei. Gergely (gesprochen „Gergei“) stammt aus einer sehr mit Büchern verbundenen Familie, der Vater war Druckingenieur und leitete einen Verlag, die Mutter war Redakteurin. In der Grundschule, die in Ungarn bis zum 14. Lebensjahr dauert, hat er eine profunde musikalische Grundausbildung genossen. Das erste Instrument war die Blockflöte, doch sehr bestimmend war die nach der berühmten Kodály-Methode erfolgte Schulung im Gesang, vor allem im Chor. Dazu kam das Klavier, bis ein Klassenkamerad seine Trompete mitbrachte, die ihn sofort faszinierte. Mit diesem Instrument machte er im musischen Gymnasium mit 18 seine Matura und bestand die Aufnahmsprüfung in das Bártok Béla-Konservatorium.

Doch bald kam das Studium am Salzburger Mozarteum bei einem prägenden Lehrer, dem großen Hans Gansch. Bei ihm konnte er künstlerisch sowie menschlich sehr viel lernen. Er schätzt ihn sehr; bis heute besteht eine gute Verbindung mit seinem ehemaligen Professor.
„Während meiner Studienzeit habe ich auch schon begonnen, zu unterrichten“, erzählt Gerhardt, „zunächst in Berchtesgaden, ab 2015 und bis heute am Musikum in Salzburg.“ Lange Zeit war er „freischaffender Trompeter“ und spielte viel in der Stiftsmusik St. Peter, in der Dommusik und auch im Österreichischen Ensemble für Neue Musik. Die Verbindung zum Mozarteumorchester begann in der Festspieleröffnung 2011; damals stand Leoš Janáčeks „Sinfonietta“ am Programm – „und dazu braucht man viele Trompeter.“ Nämlich vierzehn! Der Eindruck, den er hinterließ, war so gut, dass er gleich darauf für eine Japan-Tournee des Orchesters für den erkrankten Gottfried Menth einspringen durfte. Außerdem spielt Gerhardt auf der Barocktrompete, welche bei Mozart und Co. vorkommt und deswegen im Mozarteumorchester oft gefragt ist.

Der junge Musiker absolvierte etliche Probespiele, aber er wollte unbedingt in Salzburg bleiben und substituierte oftmals im Mozarteumorchester, wo es am 3. Oktober 2022 mit dem Probespiel klappte. Seit Februar 2024 ist er nun nach bestandener Probezeit als 2. Trompeter fix angestellt. Es gefällt ihm „sehr gut im Mozarteumorchester. Wir Mitglieder haben alle ein gutes Verhältnis untereinander.“ Und überhaupt: „Wenn man sein Hobby zum Beruf machen kann, dann ist man glücklich.“ Von Chefdirigent Roberto González-Monjas hat er einen sehr guten ersten Eindruck: „Ich genieße diese Projekte, er verströmt positive Energie, fordert das Orchester und hält eine perfekte Balance.“ Während seiner jahrelangen freischaffenden Tätigkeit hatte Gergely die Möglichkeit, bei zahlreichen Festspielproduktionen mit namhaften Orchestern und Dirigenten zusammen zu arbeiten, als Bühnen- oder Orchestertrompeter. Ein Dirigent, den er sehr schätzt, ist Marco Armiliato, der die italienische Oper im kleine Finger hat, und auch wegen seiner sympathischen und lockeren Art.

Außerdem liebt Gergely Gerhardt die große Breite des Repertoires, von der Wiener Klassik bis zur Big Band in Musicals am Landestheater, denn er mag auch den Jazz und manche neue Musik – wie die in der Oper „Anthropozän“. Er betont zudem, keinen dezidierten Lieblingskomponisten zu haben, „denn ich liebe viele. Sehr am Herzen liegt mir Mendelssohn, obwohl der nicht unbedingt ein Trompeten-Komponist war. Und natürlich die große Romantik – Bruckner, Mahler, Richard Strauss, in der Oper Verdi, dessen Requiem eines meiner Lieblingsstücke ist.“ Zu dieser Musik hatte er schon als Jugendlicher die größte Affinität, auch zu Bartók und zur klassischen Moderne, „was auch immer noch so ist, aber in letzter Zeit vermehrt auch zu Mozart und zur Wiener Klassik.“

Übrigens hat er jahrelang im Kurorchester Badgastein gespielt, unter dem legendären Baldur Pauss und hat auch ein Faible für die sogenannte „leichte Muse“, besonders zur Musik der Strauss-Dynastie. Zehn Jahre lang, bis 2021, war „Sound Inn Brass“ ein famoses, jetzt leider der nun nicht mehr existierendes Blechbläserensemble aus Oberösterreich, ein weiterer Schwerpunkt in seinem Musikerleben. „Ich habe mich mit Gewinn durch das ganze Repertoire vom Barock bis zur Big Band gearbeitet und bin genau dort gelandet, wo ich hin wollte.“ Interessant, dass Gerhardt „der erste Trompeter in einem österreichischen Berufsorchester aus Ungarn ist, zumindest seit dem Ende der Monarchie. Sonst waren und sind das fast nur Österreicher, was mit der sehr starken Tradition der Blasmusik und der guten Ausbildung hier zu tun hat.“

Die Freizeit verbringt Gergely Gerhardt großteils und sehr glücklich mit seiner jungen Familie „mit zwei Kindern, ein und vier Jahre alt.“ Seine Gattin kommt aus Tirol, spielt Klarinette und unterrichtet gleichfalls am Musikum. Und die Zukunft? „Ich wünsche mir, dass ich meine Freude und mein Interesse an Musik und am Orchester weiter so haben kann, wie jetzt!“ Dem schließen wir uns an!

Stand:

2024