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Kontrabass

Gottfried Franz Kasparek im Gespräch mit Ivaylo Iordanov

Wir treffen uns an einem hochsommerlichen Maitag mittags in einer Probenpause. Die Baumaschinen nehmen dem Gastgarten unweit vom Orchesterhaus leider etwas von der Gemütlichkeit, aber die Natürlichkeit des jungen Kontrabassisten lassen mich den periodischen Lärm bald vergessen.

Ivaylo, von Freunden Ivo genannt, kommt aus Radnevo, einer kleinen Stadt in Bulgarien, wo er 1973 geboren wurde. In einer anderen kleinen Stadt Stara Zagora, studierte der Sohn einer Universitätsprofessorin für Literatur zunächst fünf Jahre Klavier, ehe er mit dreizehn Jahren auf die Bassgeige umsattelte – nicht ganz schuldlos daran war die junge und außerordentlich hübsche Lehrerin dieses Instruments. Kein Wunder also, dass der junge Mann bald einen ersten Preis beim bulgarischen Streicherwettbewerb gewann.

Dass Musiker in kommunistischen Zeiten besser unterstützt wurden als in schwieriger Wendezeit, höre ich nicht zum ersten Mal. Ivaylo Iordanov hatte das Glück, 1991 in das Gustav Mahler Jugendorchester zu kommen. Im September des folgenden Jahres übersiedelte er nach Wien. Ohne ein Wort Deutsch zu können – kaum zu glauben, denn mittler­weile spricht er perfektes Deutsch mit unüberhörbar wienerischer Farbe. Sein Wiener Lehrer ist bis heute Josef Niederhammer, ehemaliger Solobassist der Bayerischen Staatsoper und Mitglied des „Ensembles Wien“. Nicht ganz leicht war die Umstellung von der in Bulgarien üblichen französischen auf die hierzulande gebräuchliche deutsche Bogenhaltung. In Wien hat der Musiker „alle G’schäftl ’n“ durchgemacht, hat Johann Strauß im Stadtpark ebenso mit Vergnügen gespielt wie Kammer­musik. Seine besondere Liebe gilt einer von ihm gegrün­deten Band. die Jazz mit arabischer Musik verbindet. In letzter Zeit ließ ihm seine Tätigkeit im Bühnenorchester der Bundestheater recht viel Freiraum.

Diese Zeit ist weniger geworden. Seit es im fünften Probe­spiel-Anlauf klappte und Ivaylo seit September letzten Jahres in Salzburg lebt – in Salzburg. einer Stadt. deren Lebensqualität ihm sehr gut gefällt, die aber durchaus etwas lebendiger sein könnte. Außerdem gibt es hier nir­gends eine gute gegrillte Käsekrainer. (Das kann ich bestä­tigen. Hoffentlich haben wir einen Würstlstandler im Verein)

Das Klima im Orchester findet er sehr gut. von den Kol­legen in der Bassgruppe schwärmt er in höchsten Tönen. Die Frage nach dem oder nach den Lieblingskomponisten muss kommen. sie ist leichter gestellt als beantwortet. Die beiden großen Richards. Wagner und Strauss. nennt er schließlich und die Oper an sich. ein Bereich, in dem durchaus noch mehr zu tun sein könnte.

Auch die Frage nach den Hobbies, die nichts mit Musik zu tun haben, ist unvermeidlich, aber gar nicht so einfach bei einem Menschen, dessen Leben ausgefüllt ist mit Musik von Wagner bis zum Jazz. Die große Freiheit hat es ihm angetan, er fährt gerne mit dem Auto und hat vor kurzem das Paragleiten für sich entdeckt. Reisen macht ihm natürlich Spaß, aber auch das Kochen und manchmal auch genüssliches Faulenzen.

In die Zukunft blickt Ivaylo Iordanov mit Optimismus und Lebensfreude – er will sich gerne noch von vielen neuen Herausforderungen überraschen lassen.

Stand:

1998