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Mit dem Bass auf du und du

Verena Wurzer spielt Kontrabass im Mozarteumorchester Salzburg. Seit 2019 ist die aus Kärnten stammende Musikerin festes Mitglied im Orchester. Das Gespräch führte Gottfried Franz Kasparek.

Das Gespräch mit Verena Wurzer, seit Februar 2019 festes Mitglied der Kontrabassgruppe des Mozarteumorchesters, muss wegen der Corona-Krise telefonisch stattfinden. Wie geht es einer Orchestermusikerin ohne Orchester? „Mir fehlen die Kollegen, die Proben und Konzerte. Und das Spielen vor Publikum…“ Die charmante Bassistin spielt allerdings manchmal dennoch vor Publikum: „Meine Nachbarin spielt auch Kontrabass und ist eine Schülerin meines Kollegen Erich Hehenberger. Mitunter musizieren wir auf einem Balkon in einem Innenhof im Andräviertel Duos, zur Freude der Nachbarn.“ Näheres wird nicht bekannt gegeben. Schade, denn so ein Basskonzert am Balkon würde auch ein größeres Publikum begeistern. Aber das darf ja derzeit nicht sein.

Verena Wurzer stammt aus einer Kärntner Musikerfamilie. Der Vater spielt Saxophon und Klarinette und unterrichtet am Musikschulwerk in Klagenfurt, ein Onkel tut dies in Villach. Bereits mit vier Jahren erhielt die begabte Tochter Geigenunterricht. Doch „in der Frühpubertät“ entdeckte sie die Rockmusik, sattelte auf E-Bass um und gründete mit „Jungs aus der Nachbarschaft“ eine zünftige Band. Als 16-Jährige folgte dann ihre Rückkehr zur Klassik – allerdings ohne der musikalischen Jugendliebe völlig den Rücken zu kehren. „Leider bleibt momentan nicht viel Zeit für den E-Bass“, erzählt Verena Wurzer, „aber ich habe mit meinem Orchesterkollegen Johannes Krall schon bei Benefizkonzerten mit Streichorchester und Rockband mitgewirkt.“ Nicht nur Rock, sondern auch Metal, Jazz und Experimentelles interessieren sie in der so genannten populären Musik. „Mein großes Hobby ist der Besuch von Livekonzerten, besonders auch solchen mit jungen Nachwuchsbands. Ich gehe oft ins Rockhaus, in die ARGE oder ins Jazzit. Es gibt ja in Salzburg ein schönes Angebot in diesem Bereich. Ein wunderbares Erlebnis war 2014 ein Livekonzert von Stevie Wonder im toskanischen Lucca.“ Wir sind uns schnell einig, dass die „U-Musik“ ein wesentlicher Humus der „ernsten Musik“ war und ist. Was wären Haydn und Mozart ohne die Tänze ihrer Zeit? Bruckner ohne „Zwiefache“? In der Volksmusik von heute kann sich Verena Wurzer für innovative Gruppen wie die Südtiroler Band „Opas Diandl“, „Federspiel“ oder „Faltenradio“ erwärmen.

Wie kommt man von Klagenfurt ins Mozarteumorchester? Verena Wurzer hat am „damals sehr kleinen Konservatorium in Klagenfurt“ (heute Universität) ihre Ausbildung begonnen. Da studierten nur wenige junge Leute Kontrabass. Sie wollte in eine größere Klasse und fand eine solche in Linz an der Anton Bruckner Privatuniversität. So besuchte sie zunächst Meisterkurse bei Anton Schachenhofer, mit dem sie sich auf Anhieb blendend verstand, und wurde schließlich in dessen Klasse aufgenommen. Bis heute ist er ihr verehrter Lehrer, sie ist ja noch mitten im Masterstudium und pendelt oft nach Linz. Ihren ersten Zeitvertrag trat sie 2013 im Bruckner-Orchester an, 2014 den nächsten im Orchester ihrer Heimatstadt Klagenfurt, wo sie bis 2017 tätig war. Schon 2015 absolvierte sie ein Probespiel in Salzburg und agierte in der Folge oft als Substitutin im Mozarteumorchester, gewann schließlich das Probespiel im Februar 2018 und überstand erfolgreich das obligate Probejahr. Sie hat auch schon Ausflüge zu den Wiener Symphonikern unternommen und wirkt gerne bei Kammermusik mit, zuletzt zum Beispiel im Oktett von Franz Schubert in einem Vereinskonzert oder solistisch beim Weinberg-Festival im vergangenen Dezember. „Das kann noch mehr werden!“

Gibt es Lieblingskomponisten? „Eigentlich nicht, ich bin offen für alles“, meint sie. „Ein Stück, das ich sehr liebe, ist zum Beispiel die 7. Symphonie von Beethoven, aber ich spiele alles sehr gerne, was aufs Pult kommt. Es ist jammerschade, dass das Konzert mit der 9. Symphonie und dem Te Deum von Bruckner sowie die Sonntagsmatinee im Mai, unter anderem mit den Tondichtungen von Respighi, abgesagt sind. Das ist so tolle Musik. Hoffentlich kommen diese Werke später wieder aufs Programm.“ Auch zur zeitgenössischen Musik hat Verena Wurzer eine starke Affinität. „Ich liebe es, zu tüfteln und in neue Klangräume einzudringen. Die Stücke von Jakob Gruchmann etwa waren sehr schön und aufregend zu spielen.“ Auch in Kärnten ist sie noch öfters zugange. So hat sie in Klagenfurt die Quintettfassung eines Stücks für Streichorchester des jungen slowenischen Komponisten und Studienkollegen Matija Krečič mit großer Freude mit aus der Taufe gehoben. Bei der Bachelor-Prüfung in Linz interpretierte sie ein Werk von Krečič für Kontrabass und Klavier.

In der Kontrabassgruppe, überhaupt im Mozarteumorchester und in der Stadt Salzburg fühlt sich Verena Wurzer sehr wohl. Gibt es Hobbys neben der Musik? Eines hat freilich auch viel mit Musik zu tun: „Ich gehe wahnsinnig gerne auf Hip Hop- und Funk-Konzerte, wo man gut tanzen kann – das gehört einfach zu mir. Und ich versuche soeben, mehr Sport zu machen, zum Beispiel zu laufen. Ich lese auch sehr gerne.“ Jetzt gerade liegen Yuval Noah Hararis „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ und „Moby Dick“ von Herman Melville auf ihrem Büchertisch. Was wünscht sie sich von der Zukunft? „Ich möchte so lang wie möglich schöne Konzerte spielen!“ Das wünschen wir ihr auch und uns allen!

Verena Wurzer ist Mitglied im Vorstand der Freundes des Mozarteumorchester Salzburg.

Stand:

2021