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Pauke und Schlagzeug

Michael Mitterlehner im Gespräch mit Ferdinand Dreyer.

Hätte der kleine Michael nicht am Marktplatz gewohnt, wäre er vielleicht nie Schlagzeuger geworden. Wie das? Hören wir ihn selbst: „Die Blockflöte war für mich nicht ganz das Richtige. Ich hab am Marktplatz gewohnt in einem ganz kleinen Dorf in Oberösterreich, da ist öfters die Blasmusik vorbeigezogen, ich hab den kleinen Trommler gesehen und hab mir gesagt: Ich will einmal kleiner Trommler werden.“ Damals war er sechs Jahre alt und konnte nicht wissen, dass er einmal so groß wird, körperlich, wenigstens. Die Mutter gab die ,,Blockflötenmission“ auf. Ein Privatlehrer, ein Tubist, brachte dem Sechsjährigen die Grundregeln des Schlag­werkens bei; dann Besuch der Musikschule bis zum dreizehnten Lebensjahr, anschließend ins Musikgym­nasium Linz. Während dieser Zeit und auch noch, als das Bundesheer für ein Jahr zur Pflicht ruft, unterrichtete ihn Prof. Gschwandtner an der Musikhochschule. Dann ein­jähriger Besuch an der Grazer Musikhochschule; seit 1991 in Salzburg, weil er hier den idealen Lehrer in der Person Prof. Peter Sadlos, des ehemaligen Solopaukers unter Celibidache in München, am Mozarteum gefunden hat. Sadlo forderte ihn persönlich und musikalisch, nachdem vorher die technische Seite des Paukens sozusagen im Wesentlichen erlernt worden war. Indirekt also ein Maestro Celibidache Schüler der zweiten Generation?

Welche Voraussetzungen muss ein Paukist haben?

Der Laie hat darauf die spontane Antwort: RHYTHMUS. Klar, diesen braucht jeder Musiker, aber Streicher etwa beschäftigen sich zunächst vornehmlich mit Intonation. Für den Paukisten wäre aber Rhythmusgefühl allein zu wenig. Da man auf der Pauke gewaltige dynamische Reserven zur Verfügung hat, sind vor allem auch Einfühlungsvermögen und Disziplin gefragt, weil die Gefahr, dass man „drüber“ ist, droht. (Das „akustische Niederknüppeln’· der Kollegen ist wohl damit gemeint.) Natürlich bedient der Paukist nicht nur die Pauke, sondern alle Arten von Trommeln, das Becken, den Gong, das Tamtam, (welcher Filmfreund denkt da nicht an die unvergleichliche Hitchcock-Szene in der Royal Albert Hall aus ‚Der Mann der zuviel wußte‘, wo der geplante tödliche Schuss des Attentäters durch den Schlag auf diese Riesen­scheibe übertönt werden soll), vor allem die Stabspiele, die eine Ausbildung zun1 Solisten, besonders hier in Salzburg, erfordern. Das Marimbaphon wurde inzwischen das klassi­sche Instrun1ent des Schlagzeugs. Polyphone und virtuose Passagen ergeben sich immer mehr aufgrund der Suche vieler zeitgenössischer Komponisten nach ungewöhnlichen Klangeffekten (beispielsweise die Plattenglocken bei Rihm). Neue Klänge finden sich auch durch die Er­weiterung des exotischen Instrumentariums, womit ja schon Carl Orff bei uns begonnen hat.

Solistische Attraktionen des „koordinierten Solopaukers mit Verpflichtung zum Schlagwerk“? (So der offizielle Titel). Strawinskys ‚Le Sacre du Printemps‘, in sehr rhythmischen Passagen ist hier die Pauke dominant eingesetzt. Beethovens ‚Neunte‘ ist teilweise fast schon ein „Paukensolokonzert“, Tschaikowskys Verwendung der Pauke im vierten Satz der Vierten Sinfonie ist stark solistisch geprägt. Hindemiths ‚Metamorphosen‘, so manches Werk von Frank Martin, die Hartmann­Sinfonien, nicht zu vergessen Bela Bart6ks Werke geben reichlich Gelegenheit „Zum Zuschlagen“.

Wie bringt man die Pauke auf den richtigen Ton? Das Stimmen und die Stimmung der Pauken haben sich enorm verbessert. Zu Mozarts Zeiten war das sehr schwierig zu handhaben. (6 Stimmschrauben!) Jetzt erfolgt die Stimmung meistens durch das Pedal. Die Pauken des Mozarteum Orchesters sind sehr zufriedenstellend, was sicher anspornt.

Ist Ihr Beruf Schwerarbeit? „Man braucht bißl Kraft, der Einsatz der Körpermasse ist wichtig, Technik ist alles. Am wichtigsten: locker bleiben. Als sehr wirksam hat sich die Spiegelbild-Kontrolle erwiesen.“

Zukunftspläne? Derzeit genießt Michael die gewisse Konstante, die in sein Leben getreten ist durch die erhoffte Anstellung im Mozarteum Orchester. Nach wie vor ist er Wie bringt man die Pauke auf den richtigen Ton? Das Stimmen und die Stimmung der Pauken haben sich enorm verbessert. Zu Mozarts Zeiten war das sehr schwierig zu handhaben. (6 Stimmschrauben!) Jetzt erfolgt die Stimmung meistens durch das Pedal. Die Pauken des Mozarteum Orchesters sind sehr zufriedenstellend, was sicher anspornt.

 

Stand:

1998