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Ein Kreis schliesst isch - neue öffenen sich!

Peter Branner im Gespräch mit Monika Kammerlander

Es war eine besondere Verabschiedung vor Publikum im Konzert der Salzburger Kulturvereinigung am 29.September 2016, bei der sich Maestro Hans Graf zusammen mit Betriebsräten öffentlich bei Konzertmeisterin Monika Kammerlander, die nunmehr in den Ruhestand wechselt, für ihr Wirken bedankte.

Wie haben Sie sich dabei gefühlt?

Es war berührend, weil sich für mich ein Kreis geschlossen hat. Als ich vor 33 Jahren beim Orchester engagiert wurde, geschah dies unter Hans Graf und jetzt hörte ich unter seinem Dirigat auf. Das ist ein gutes Gefühl.

Wie kamen Sie seinerzeit mit dem Mozarteumorchester in Berührung?

Solobläser des Orchesters luden mich nach meiner Rückkehr aus Russland ein, die Solovioline in Strawinskys „Geschichte vom Soldaten“ zu spielen.

Welche Bilanz ziehen Sie nach so vielen Jahren?

Ich bin nicht diejenige, die sagt, es hat sich vom Schlechten zum Guten entwickelt, weil ich die Entwicklung des Orchesters wellenförmig sehe. Es ist ein dynamischer Prozess, den man erst aus einer Langzeitperspektive beurteilen kann. Es hat unter jedem Chefdirigenten „ups and downs“ gegeben. Das Orchester war eigentlich unter jedem Chef bereit, mit voller Inbrunst zu starten. Jeder hat sein Bestes gegeben. Es kommen die Phasen, wo die Arbeit Früchte trägt, aber dann gibt es auch absteigende Tendenzen, in denen man merkt, für das Orchester wäre jetzt etwas Neues gefragt, auch neue Perspektiven. Wenn sich das Mozarteumorchester als symphonisches Orchester weiterhin behaupten will, braucht es meiner Meinung nach jetzt einen fähigen Orchestererzieher. Ich hatte das Glück, so einen zu erleben. Es war der Russe Dmitrij Kitajenko. Sein Arbeitsstil war außergewöhnlich. Von einer Probe zur nächsten war das Orchester ein anderes. Orchestertechnisch hat er so gearbeitet, dass die Qualitäten sehr stark herauskommen konnten. Eine solche Persönlichkeit wünsche ich dem Orchester.

Sie haben Russland-Erfahrung.

Ich studierte drei Jahre in Russland, darum kenne ich das dortige sehr effiziente System gut: Der Notentext (die Partitur) wird zunächst sachlich erarbeitet und die Klangvorstellung des Dirigenten auf das Orchester übertragen. Die emotionale Identifikation der Musiker mit dem Stück entwickelt sich ohnehin bis zum Konzert. Auch Manfred Honeck arbeitete auf diese Weise und ebenso einige andere Dirigenten. Für ein solches Arbeiten braucht man Zeit. Es gibt sicherlich einige junge Topdirigenten, aber ihr Problem ist möglicherweise die Hektik und Dichte des heutigen Konzertbetriebes.

Warum verlassen Sie jetzt das Orchester? Sie hätten doch noch einige Jahre bleiben können.

Das ist richtig, aber meine Freiheit ist mir wichtig und vor allem habe ich noch einige Projekte vor mir, die mich sehr interessieren. Unter anderem möchte ich meine Doktorarbeit abschließen.

Um welches Thema wird es da gehen?

Wie schon bei meiner Magisterarbeit geht es bei meiner Dissertation um Gender-Musikwissenschaft. Damals befasste ich mich unter dem Titel Leben und Chancen einer Musikerin des ausgehenden 18. Jhs. mit dem Leben der Sängerin und Kom-ponistin Margarethe Danzi. Jetzt arbeite ich über die Musikpflege im Kloster Nonnberg des 17. Und 18. Jhs. mit besonderer Berücksichtigung der geistlichen Lieder.

Für Ihre Magisterarbeit erhielten Sie 2006 den Bolezny-Preis der Stadt Salzburg. War Ihre Forschungsarbeit in diesem abgeschlossenen Frauenkloster reich an Entdeckungen?

Ja, es gibt vieles zu entdecken in den Archiven von Frauenklöstern, trotzdem viele Kompositionen der Nonnen aufgrund des Demutsgelübdes anonym geblieben sind, was bedauerlich ist.

Im Jänner werden wir Sie beim Tatort Kammermusik mit einer ganz anderen Musik, nämlich Salonmusik, erleben. Wie kam es dazu?

Musikalisch reicht mein Interesse von Gregorianik, Volksmusik, über Ethno bis zur Salonmusik. Väterlicherseits kommt meine Familie aus dem Pinzgau und es gab dort eine Musikgruppe, bestehend aus Brüdern meines Urgroßvaters, die bei verschiedenen Gelegenheiten öffentlich musizierte. Mein Urgroßonkel lernte Geige bei Fritz Kreisler und gründete in den USA eine Salonkapelle. Vielleicht kommt daher mein Interesse an der Salonmusik.

Wir wünschen Ihnen für Ihre zahlreichen Vorhaben alles Gute und viel Erfolg und würden uns freuen, wenn Sie uns vielleicht bei einem Treffpunkt Musik über die Ergebnisse Ihrer interessanten Arbeit berichten könnten.

Danke, das werde ich gerne machen.

Stand:

2017