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Der Betriebsrat

Wer in den letzten Jahren die Interviews mit Musikerinnen und Musikern des Orchesters gelesen hat, dem wird aufgefallen sein, dass immer wieder vom guten Betriebsklima gesprochen wird. Ein Grund mehr, um einmal mit dem Betriebsrat über seine Tätigkeiten zu sprechen. Claudia Kugi-Krabatsch, Martin Hinterholzer, Rudolf Hollinetz und Götz Schleifer – alle aus den Reihen der Streicher – bilden das vierköpfige Gremium, dem der Kontrabassist Martin Hinterholzer als Obmann vorsteht.

Warum sind nur Tutti-Streicher und keine Bläser oder Schlagwerker darin vertreten? Das ist Zufall, meint Rudolf Hollinetz. Es ist gar nicht leicht, acht Personen (vier Betriebsräte und vier Reserve), die eine Liste für die alle vier Jahre stattfindende BR-Wahl bilden, zu finden. Andererseits darf ein Konzertmeister, der ja gewissermaßen ein Vorgesetzter ist, nicht in den Betriebsrat aufgenommen werden.

Die Tätigkeit ist eine ehrenamtliche, oftmals eine unbedankte, zwischen den Parteien stehend und von vollkommener Zustimmung oft weit entfernt. Es ist eine Aufgabe, in die viel Freizeit investiert wird. Die Frage, ob es bei den letzten Wahlen verschiedene Listen, gar parteipolitische im Hinblick auf die Nähe zum Arbeitgeber Land gab, wird verneint. Parteipolitik spielt keine Rolle, und einen Listenwettstreit hat es zuletzt vor 10 Jahren gegeben, ist die Antwort. Das klingt doch nach einer gewissen Zufriedenheit und ist sicherlich ein Faktor für das gute Klima.

Das Mozarteumorchester ist nur schwer mit anderen Betrieben zu vergleichen, weil hier Menschen aus 14 Nationen zusammenarbeiten. Betriebsrat kann aber nur ein EU-Bürger werden. Wahlberechtigt sind alle Inhaber einer Planstelle.

Was ist nun die Kernaufgabe des Betriebsrats? Als Bindeglied zwischen Musikern und Orchesterleitung ist darauf zu achten, betont Martin Hinterholzer, dass die vertraglichen Arbeitsbedingungen, die oftmals keine eindeutigen Bestimmungen enthalten, eingehalten, und dann der Situation entsprechend in eine passende Lösung gebracht werden müssen. Nun ist ein Orchester viel unterwegs, und wechselnde Bedingungen für den Auftritt verlangen unterschiedliche Vereinbarungen z. B. über die Konditionen bei Überseetourneen, Reisemodalitäten und Hotelwahl. Klarerweise will, ja muss die Orchesterleitung sparsam und wirtschaftlich agieren, andererseits dürfen berechtigte Interessen der Belegschaft nicht vernachlässigt werden. Es ist also ein weites Feld unterschiedlicher Auffassungen, für die vertretbare Kompromisse zu suchen sind. Des weiteren ist der BR eingebunden in die Gestaltung von Tourneen, Gastspielen und Programmen. Bei der Auswahl der Dirigenten besteht ein Anhörungsrecht, aber keine Vetomöglichkeit.

Beweglichkeit ist gefragt. Pläne werden oft lange vorher ausgearbeitet. Plötzlich kommen besondere Angebote, wie kürzlich das mit Lang Lang in Baden Baden. So etwas kann das Orchester nicht auslassen. Da muss dann improvisiert werden. Vielfach gelingt es, aber manchmal ist es schon sehr schwierig, weil durch Sparmaßnahmen des Landes derzeit sieben Planstellen nicht besetzt werden können.

Die Situation der Frauen im Orchester ist vorbildhaft. Das Probespiel hinter einem Vorhang garantiert Chancengleichheit, und die Zahl der Aufnahmen z. B. im Bereich der Streicher war in den letzten Jahren wesentlich frauendominiert. Sie waren ganz einfach besser, betont Rudolf Hollinetz. Der Dienstvertrag garantiert gleiche Bezahlung bei gleicher Leistung. Dazu braucht es keine Verhandlungen, lediglich die Vordienstzeiten müssen berücksichtigt werden.

Von den derzeit 85 Musikern sind 27 Frauen, also liegt der Frauenanteil bei 31,8 %.

Aber auch Zuhören und nötigenfalls Vermitteln wird verlangt. Oft geht es um Urlaubswünsche oder auch um Spannungen untereinander. Hier sind dann die „Klimaexperten“ des Betriebsrates gefragt, die auch beim Probespiel darauf achten, dass bei gleicher Qualifikation die oder der Bewerber ausgewählt wird, der besser in das Kollektiv passt. Dieses Fingerspitzengefühl scheint in der Vergangenheit sehr stark vorhanden gewesen zu sein.

Möge das also dazu beitragen, dass Treibhauseffekte oder sonstige Anomalien weiterhin ausgespart bleiben!

7. Juli 2012