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Erwin Niese (1951-2023)

Unser Ehrenmitglied Prof. Erwin Niese war 1988 der wesentliche Gründer des Vereins der Freunde des Mozarteumorchesters und bis 1995 dessen erster Geschäftsführer. Von 1995 bis 2005 war er Direktor des Mozarteumorchesters. Nach langer, schwerer Krankheit ist er am 13. April 2023 im Alter von 72 Jahren von seinen Leiden erlöst worden. Wir trauern um einen wertvollen, unvergesslichen Menschen und wahren Freund.

Ich kann mich nicht mehr erinnern, wann und wo ich Erwin das erste Mal getroffen habe. Er war als Mathematiklehrer Kollege meiner Frau, beide am Akademischen Gymnasium Salzburg tätig. Jedenfalls wurden wir bald gute Freunde. Da er an der Entwicklung der Mathematikdidaktik interessiert war, konnte ich ihn zur Mitarbeit an den damaligen Experimenten zur schulpraktischen Ausbildung an der Universität gewinnen, wo er dann einige Jahre als Bundeslehrer im Hochschuldienst erfolgreich Lehrveranstaltungen abhielt. Dann, plötzlich im Sommer 1988, kam er, im Zusammenspiel mit Ferdinand Dreyer und Oswald Panagl, zu mir und erzählte, dass es Zeit wäre, einen Verein der Freunde des Mozarteumorchesters zu gründen. Man suche einen Präsidenten und hätte da an mich gedacht. Obwohl ich damals als Rektor der Universität Salzburg tätig war, habe ich letztlich zugestimmt, aber unter dem Vorbehalt, dass ich als Universitätslehrer und Rektor nicht allzu viel Zeit aufwenden könne. Mit Feuereifer arbeitete Erwin an der Gründung des Vereins, der im Herbst 1988 seine Gründungsversammlung in der Großen Aula der Universität abhielt, wo das Mozarteumorchester unter seinem Chefdirigenten Hans Graf Schuberts „Un-vollendete“ Sinfonie in h-Moll und die „Tritsch-Tratsch-Polka“ von Johann Strauss Sohn spielte.

Erwin, selbst ein ausgezeichneter Pianist und ein großer Musikfreund, arbeitete unermüdlich an den Aktivitäten des Vereins. Er war der erste Geschäftsführer des neu gegründeten Vereins und die Zahl der Mitglieder stieg vorübergehend auf über neunhundert Namen! 1995 verließ Erwin den Vorstand als Geschäftsführer, aber er kehrte als neu bestellter Orchesterdirektor des Mozarteumorchesters in den Vorstand zurück. Nach zehnjähriger erfolgreicher Tätigkeit widmete er sich wieder dem Schuldienst. Die Ehrenmitgliedschaft des Vereins wurde ihm auf Grund seiner Verdienste um das Orchester im Jahre 2006 verliehen. Ich habe es etwas bedauert, dass er später aus wohl überlegten Gründen zum Orchester und seinem Freundesverein eine gewisse Distanz hielt. Ich verdanke ihm und seinem Engagement eine große Bereicherung meines Lebens, vor allem eine vertiefte Kenntnis über Musik und Musiktheater und Freundschaften mit Mitgliedern des Orchesters. Wie ich schon im Juli 2005 aus Anlass seines Abschieds von seiner Funktion als Orchesterdirektor geschrieben habe, sollte das Wort „Danke, lieber Erwin“ doppelt fettgedruckt sein!

Fritz Schweiger

Den tiefempfundenen Worten vom Freund Schweiger möchte ich nur noch drei Aperçus hinzufügen. Den einfühlsamen Pianisten Erwin lernte ich im Jahre 1987 kennen, als wir gemeinsam für einen Auftritt im privaten Kreis einige Lieder von Robert Schumann einstudierten und miteinander probten. Der vorzügliche Klaviersolist erwies sich auch als ein rücksichtsvoller Begleiter, der dem Vortrag beispielhaft folgte und dem Sänger ein emphatischer Partner war. Als gemeinsame Freunde von Fritz Schweiger stöberten wir einmal gemeinsam im Antiquariat der Musikhandlung Doblinger in Wien nach einem sinnigen Geschenk für den Kenner und Liebhaber der Operette. Nach eingehender Suche wurden wir mit dem Klavierauszug von Franz Lehárs „Der Sterngucker“ fündig und haben dem Geburtstagskind damit eine große Freude bereitet. Im zuvor erwähnten Juli 1987 war ich gerade im Hause Schweiger zugegen, als uns Erwin seine Pläne zur Gründung eines Freundesvereins des Mozarteumorchesters vortrug und begründete. Als Dekan der Geisteswissenschaftlichen Fakultät und schon in den Startlöchern zu einer dramaturgischen Tätigkeit im Salzburger Landestheater, war ich zunächst nur zur Übernahme einer Funktion als Beitrat des Vorstands bereit. Als langjähriger Gestalter (zusammen mit Ferdinand Dreyer) einer Veranstaltungsreihe, die sich zunächst bescheiden „LP & CD-Treffen“ nannte, habe ich über die Jahre ein Naheverhältnis zum Verein entwickelt, das sich nunmehr und bis heute in meinem Amt als Vizepräsident niederschlägt.

Oswald Panagl

Dem ist nur mehr Persönliches hinzuzufügen. Erwin Niese stand wesentlich am Anfang meiner schönen Laufbahn als Musikvermittler. Im Jahr 1995 war es er, der mich einlud, als Beirat in den Vorstand unseres Vereins einzutreten. In seiner Funktion als Orchesterdirektor beschäftigte er mich in der Folge immer mehr als Autor von Texten. Nie vergessen werde ich die wunderbare Zusammenarbeit mit Erwin beim „stART-Festival aktueller Musik“, welches von 1999 bis 2005 das Orchesterhaus belebte. Im Jahr 2003 engagierte er mich als Programmheftautor und Einführender für den Konzertzyklus des Mozarteumorchesters und legte auch die Jugendarbeit in meine Hände – und er tat dies, obwohl ich ein kompletter „Quereinsteiger“ war.

Erwin Niese liebte die Musik und war dabei offen für Neues, er war ein Förderer von Menschen, die er für begabt hielt, und ein liebenswerter und unvergesslicher Freund.

Gottfried Franz Kasparek

 

13. April 2023